8.März - Weltfrauentag oder Tag der Emanzen?

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Seit mehr als 100 Jahren ist der Weltfrauentag nun schon in den Kalendern verankert. Wurde er ursprünglich noch am 19.März begangen, hat man ihn im Jahr 1921, also auf den Tag genau vor 100 Jahren, auf den 8.März gelegt.

Ursprünglich gingen die Frauen für den Kampf um Gleichberechtigung, das Frauenwahlrecht und insbesondere für die Gleichstellung von Arbeiterinnen auf die Straße. 

Aber wofür steht der Weltfrauentag heute? Wie sieht die heutige Gleichberechtigung aus? Das Frauenwahlrecht ist mittlerweile in jedem Staat der Welt verankert. Und für die Gleichstellung der Arbeiterinnen und Angestellten haben wir bekanntlich den Equal Pay Day.

Also wozu noch den Weltfrauentag? Ist er noch notwendig? Oder ist er nur mehr ein Tag für die oft gescholtenen Emanzen?

Und was ist mit Gleichstellung genau gemeint? Bedeutet Gleichstellung nicht auch, dass es dann einen Weltmännertag geben müsste? Ist es Gleichstellung, dass beispielsweise im öffentlichen Dienst in Schleswig-Holstein ausschließlich Frauen Gleichstellungsbeauftragte werden können?  Auch dann, wenn der zahlenmäßige Männeranteil in der Einrichtung bzw. Behörde geringer ist als der Frauenanteil. Wird hier nicht auf Ausgrenzung mit Ausgrenzung reagiert?

Wir sind mittlerweile im 21. Jahrhundert angekommen - die alten Relikte des Weltfrauentages sollten neu überdacht werden. Und, meine Damen, es liegt auch ein Stück weit in Ihrer Hand. Denn, bewegen wir uns - bewegt sich auch der andere - unweigerlich, wie bei einem Mobile. Wieso beäugen wir männliche Erzieher immer noch mit Argwohn? Weil Erziehung Frauensache ist? Oder wieso sind männliche Raumpfleger so selten gesät? Weil Putzen Frauensache ist und der Mann der Schöpfung es halt nicht so hat mit Saubermachen? 

Der Weltfrauentag sollte eigentlich ein Tag der Gleichberechtigung sein - und zwar in alle Richtungen!

Erst dann, wenn ein Mann ohne Scham sagen kann, dass er Erzieher oder Raumpfleger ist und nicht mehr schief beäugt wird und erst dann, wenn eine Frau nicht aus religiösen Gründen ihren Kopf und ihr Gesicht verhüllen muss, sondern die Verschleierung als modischen Ausdruck ihrer selbstbestimmten Persönlichkeit tragen kann. Erst dann, wenn Diversity sich in unserer Gesellschaft vollständig integriert hat  - erst dann haben wir die Gleichberechtigung erreicht.

Wir brauchen den Internationalen Frauentag zum Gedenken an Clara Zetkin, die 1911 diesen Tag ins Leben gerufen hat, weil Männer es in der Evolutionsgeschichte nicht geschafft haben, ihr nadelstreifiges Säbelzahntigerfell abzustreifen und ein gleichberechtigtes Leben an der Seite von Frauen zu führen - und das sollten wir nie vergessen!

 

 

 



geschrieben am 08.03.2021

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