Wie oft hört man nicht den Ratschlag "Denk positiv!"
In unzähligen Bücher, auf unzähligen Websites wird dazu angeraten immer positiv zu denken und alles wird gut. In vielen Lebenslagen und in vielen Situationen kann positives Denken durchaus hilfreich sein. Es hilft die guten Seiten einer Situation wahrzunehmen. Und vor allem in Situationen, in dem wir uns selbst schlecht machen, rauben uns die immer wiederkehrenden negativen Gedanken sämtliche Energie. Nehmen wir nur die aktuelle Situation. Corona hat uns seit beinahe einem Jahr fest im Griff und bestimmt unser tägliches Leben. Mal mit mehr mal mit weniger Einschränkungen. Hier ist es wichtig positiv zu denken. Wir wissen nicht wie lange wir noch mit diesen Einschränkungen leben müssen und wenn wir uns jeden Tag darüber Gedanken machen würde, uns jeden Tag sagen würden, wie schlecht es uns geht, dann wären wir wohl alle morgens kaum mehr in der Lage das Bett zu verlassen.
Aber Vorsicht! Positives Denken ist nicht das Allheilmittel. Positives Denken kann dazu führen, dass wir uns in die Passivität begeben oder Ausreden für einen Misserfolg suchen. "Ich habe nur zu wenig positiv gedacht" oder "Die Zukunft wird sicher positiv, ich muss nur warten" sind zwei beliebte Gedankengänge.
So einfach ist es aber nicht - auch negative Gedanken haben ihre Berechtigung! Wut, Trauer, Angst und Zorn sind wichtig für die Psychohygiene. In vielen Situationen sind sie angemessen und berechtigt. Durch die negativen Gefühle lernt man mit ihnen umzugehen und die Emotionen zu kontrollieren. Sie sind ein wichtiger Teil in der persönlichen Weiterentwicklung. Sie helfen uns zukünftige negative Situationen besser einschätzen zu können und dienen daher dem Selbstschutz. Sie helfen uns auch Gefahren zu erkennen. Wer sich immer nur denkt "Wird schon gut gehen" übersieht leicht gefahren und begibt sich leichtsinnig in Situationen die schaden können. Negative Gefühle diene auch als Warnfunktion. Mit übermäßigem positivem Denken überdeckt man diese Warnsignale. Die Warnungen verhallen ungehört und wir begeben uns dadurch in ungeahnte Gefahren.
Immer nur positiv zu denken ist auf Dauer gesehen eher negativ.
Zwar sollte man nicht darauf verzichten, der Optimismus muss nur realistisch sein und nicht zum Rosarote-Brille-Denken werden. Neben dem positiven Denken muss noch Platz bleiben, um auch negative Emotionen und Erlebnisse zu akzeptieren und zu verarbeiten.
Und seien wir mal ehrlich: Manchmal tut ein "F...!" einfach nur gut!