Kleider machen Leute - oder doch nicht?

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Wir alle kennen das Sprichwort "Kleider machen Leute" und in gewisser Weise ist es auch zutreffend.

Denken Sie einfach an Ihren Bankberater. Würden Sie ihm Ihre gesamten Ersparnisse anvertrauen, wenn er in Latzhose und Karohemd vor Ihnen stehen würde? Wohl kaum. 

Wir beurteilen Menschen oft zuallererst nach Ihrem Äußern. Je ordentlicher jemand gekleidet ist, desto seriöser wirkt er auf uns. Wer definiert aber nun was "ordentliche gekleidet" heißt? In vielen Branchen und Berufsfeldern gibt es einen Dresscode. Auch, wenn dieser nirgends schriftlich definiert ist. So tragen z. B. Angestellt im Finanzsektor oft Anzug oder Kostüm und je höher die Position in einem Unternehmen, desto seriöser sollte man sich kleiden. Auf den ersten Blick lässt sich unser Gehirn also von unserem Auge beeinflussen.

Doch die Geschichte von Gottfried Keller aus dem 19. Jhd. zeigt auf, wie leicht wir uns von Äußerlichkeiten wie der Kleidung blenden lassen. Sie erzählt von einem armen Schneiderlehrling, der wegen seiner vornehmen Kleider für einen Grafen gehalten wird und der diese Situation, solange ausnutzt, bis die Täuschung schließlich auffliegt. Und genauso ist es im wahren Leben auch. Auch wir lassen uns ab und an von dem äußeren Schein täuschen und bei näherem Hinblicken erkennen wir, dass doch nicht alles Gold ist was glänzt.

Kleidung vermag das Image abzurunden. Das Image der Person aber auch das Image Ihrer Firma. Mit der Kleidung können Sie sozusagen dem Image den letzten Feinschliff verpassen. Sie kann aber nicht das Image definieren. Denn nur weil der Mitarbeiter im Vertrieb einen Anzug trägt, wird er die Firma nicht mit Leib und Seele vertreten. Und nur weil der Pädagoge einen Blazer trägt, wird die Unterrichtsqualität an der Schule nicht gesteigert.

Kleidung kann den Menschen nicht formen; Kleidung kann den Menschen nur unterstützen. Sie kann dazu dienen, bestimmte Hierarchien zu definieren. Abgrenzungen und Zusammengehörigkeit zu demonstrieren und Stimmungen oder Befindlichkeiten auszudrücken. 

Kleidung kann aber nicht dauerhaft als einziger Indikator für ein gutes Image genutzt werden.



geschrieben am 13.10.2020

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