Authentizität ist mittlerweile zu einem geflügelten Wort geworden. Jeder will authentisch sein - viel verlieren sich dabei aber immer mehr in einem Konstrukt aus Anpassung, Gefallen und Aufgesetztheit.
Schon der österreichische Schriftsteller Ödön von Horváth sagte "Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu."
Warum fällt es uns aber so schwer authentisch zu sein? Meistens liegt es daran, dass wir glauben, andere hätten ein ganz bestimmtes Bild von uns. Und dieses Image wollen wir so gut wie möglich bedienen. Auch wenn wir uns dafür "verbiegen" müssen. Wir wollen unseren Gegenüber nicht enttäuschen und schlüpfen in die uns zugedachte Rolle. Tatsächlich empfinden viele ihr Gegenüber schon dann als glaubwürdig, wenn sich der- oder diejenige ihren eigenen Vorstellungen entsprechend verhält. Menschen mit Ecken und Kanten dagegen sind latent verdächtig, etwas im Schilde zu führen. So kommt es zu der grotesken Situation, dass am Ende diejenigen als besonders authentisch empfunden werden, die ihre Rolle besonders überzeugend spielen oder sich so verhalten, wie wir es von ihnen erwarten.
Natürlich lässt sich eine Zeit lang ein geschöntes Bild aufrechterhalten. Ein bisschen Show muss sein. Aber nicht, wenn es um Authentizität geht. Wer wahrhaftig sein will, muss echt sein. Er muss die ihm zugedachte Rolle verlassen und ganz er selbst sein. Je länger wir eine Rolle bedienen, desto schwieriger wird es.
Authentizität beginnt also bei jedem selbst. Authentizität beginnt damit, die uns zugedachte Rolle zu verlassen und für unsere Werte und Überzeugungen einzustehen. Mag sein, das es anfangs mit einem etwas bitteren Beigeschmack behaftet sein wird. Schlussendlich lohnt es sich aber und man kann morgens stolz vorm Spiegel stehen und zu sich sagen:
Ich bin ich und das ist gut so!